Klang der Leerheit – Jukai Retreat
Beitrag
Ein Bericht von Piet Essens KU YIN, Auschwitz 2016
Juli 2016, in Bern – Ich bin zum Gelübde-Studium und Rakusu Nähen zu Besuch bei Barbara und Roland Wegmüller.
Zusammen mit Susi und Angela. Wir haben alle Stoffe mitgebracht. Stoffe, meist aus Kleidungsstücken von Freunden, von Familienmitgliedern oder anderen Menschen, die uns wichtig sind. Wir hatten Sie darum gebeten uns die Stoffe zu schenken, weil wir diese Stoffe in unsere Rakusus einarbeiten (nähen) möchten. (Die Tradition der kleinen Zen Gewänder, des Rakusu, stammt ursprünglich aus China, aus der Zeit als der Buddhismus dort verboten war. Es war wohl eine Art illegale Robe, die man sich versteckt umhängen konnte. Klein und handlich zu transportieren.) Heute zeugen sie davon, dass man die Gelübde erhalten hat.
Erst werden die mitgebrachten Stoffe von uns schwarz gefärbt. Barbara bestimmt das Mischverhältnis der Farbe und des Wassers so, dass nach dem färben noch deutlich die Muster der verschiedenen Stoffe durchscheinen. Manche Stoffe nehmen die Farbe auch nicht- oder kaum an. Nachdem die Stoffe getrocknet und gebügelt sind, fangen wir an nach und nach den Stoffen einen vorläufigen, möglichen Platz innerhalb der traditionellen Grundordnung des Rakusu-Musters zu geben. Bei diesem Vorgang wird viel erzählt. Über die Beziehungen die wir haben mit den Menschen, dessen Beitrag wir gerade in Händen halten, Geschichten, die diese Menschen erlebt haben usw. Es ist ein Art Vorstellungsrunde, die uns vertraut macht Miteinander und mit all den Menschen, die wichtig sind in unserem Leben. So finden nach und nach die unterschiedlichen Stoffe ihren Platz; eine Art Gruppenbild oder Aufstellung entsteht – ein Prozess der Klärung, der meine Beziehung zu diesen Menschen und die Beziehung zu mir selbst beinhaltet.
Danach fangen wir an mit den zusammennähen. Erinnerungen an meine Jugend, mit einer Mutter, die uns Kinder immer die Kleidung selbst genäht hat, werden wach. Wie schön!
So sitzen wir während dieser heissen Woche viele Stunden an dem grossen Tisch im Wohnzimmer der Wegmüller‘s und tauschen uns aus. Barbara bekocht uns an der Küchenzeile während Angela, Susi und ich nähen. Dabei wird viel Persönliches erzählt. Die meditative Arbeit des Nähens, die Schönheit des Zusammenseins, die Inspiration, die wir uns gegenseitig schenken, nicht zuletzt durch die täglichen Meditationszeiten und das Studium der Zen Peacemaker Gelübde, wo viel Platz ist für den Austausch von persönliche Schlüsselerfahrungen…. ein Mann und zwei Frauen, die ihre Gelübde der Zen Peacemaker nehmen wollen, unter der Obhut der Lehrerin/Freundin Barbara und von Roland, der immer wieder vorbeischaut und hier und da hilfreiche Hinweise zum Nähen gibt.
Auf der Innenseite des Rakusu ist ein weisses Feld eingenäht. Dieses Feld soll später von Barbara beschriftet werden mit einem Spruch oder einem Gedicht und unserem Dharma-Nahmen. Wir schreiben auch die Namen unserer männlichen und weiblichen Linienhalter auf einen grossen Papierbogen. Vertikal, die Männer, in einer Kreisform die Frauennamen. Das Rakusu und diese von der Lehrerin gestempelte Blutlinie soll uns später feierlich während der „Jukai“- Zeremonie von Barbara überreicht werden.
Inzwischen gab es diese Zeremonie mit Susi und mir, während dem Peacemaker-Retreat im Oktober 2016 im Seminarhaus Engl in Niederbayern, Deutschland.
Der Künstlerische Prozess, die Näharbeit mit Stoff hat mich in Ihrer Schönheit überzeugt und so habe ichangefangen Kunstwerke nach eigenem Entwurf herzustellen. Ich arbeite gerade an einer Serie von fünf Werken zu den „Buddhafamilien“.
Jukai-Zeremonie 2016 im Haus Engl mit Roshi Barbara Salaam Wegmüller, Piet Essens und Susi Berner
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