Peacemaker

Veranstaltung

 

Retreat im Seminarhaus Engl, vom 20.-24.11.2013, geleitet von Sensei Barbara Salaam Wegmüller
“ Ein wertvolles Leben, die Praxis der Zen Peacemakers“

 

Wir üben die Praxis des Zazen und das Kreisgespräch.
Wenn wir uns selbst und anderen mit ganzem Herzen zuhören, kreieren wir zusammen ein sicheres Gefäss, in dem unser lebendig sein Raum hat und Ausdruck findet.
Die drei Grundsätze der Zen Peacemakers: Nicht wissen, keine fixe Ideen über sich selbst und das Universum festzuhalten, Zeugnis abzulegen über die Freuden und das Leiden der Welt und heilende Antwort geben, sind die Grundlagen unserer Studien in diesen Tagen.
Der Kurs wird Zeiten des Schweigens beinhalten sowie Zeiten des Austausches.

 

 

Interview mit Sensei Barbara Salaam Wegmüller, Leiterin des Kurses „Ein wertvolles Leben leben, die Praxis der Zen Peacemakers“

Piet: Barbara. Kannst Du uns etwas erzählen über Deinen Werdegang, in Bezug auf Deinen spirituellen Pfad, dem engagierten Buddhismus?

Barbara: In meinem Elternhaus waren soziale Gerechtigkeit und Spiritualität wichtige Themen die am Familientisch besprochen wurden. Mein Vater war ein Fragender. Als Jurist wusste er, dass Recht nicht unbedingt Gerechtigkeit ist, er war politisch sehr aktiv engagiert, in der sozialdemokratischen Partei.

Wenn ich eine Frage hatte, bekam ich ein Buch in die Hand gedrückt.

Wir hatten ein offenes Haus und oft auch Gäste zum essen, die in Einsamkeit lebten oder mit wenig Geld zurechtkommen mussten. Meine Mutter die nun über neunzig Jahre alt ist, hat immer noch ein offenes Herz und Ohr für Menschen in Not. Aber ich erinnere mich, dass ich schon sehr früh spürte, dass es mir nur gut geht, wenn es den Menschen und Wesen die ich begegne auch gut geht.

Piet: Du bist nun seit mehreren Jahren als Staffmitglied und Spiritholder in den jährlichen Auschwitz-Retreats mit Bernie Glassmann beteiligt. Warum Auschwitz? Was passiert da?

Barbara: Ans Retreat kommen Menschen die in ihrem Familienkollektiv Opfer der Shoah  wurden. Aber auch Kinder und Enkel von Tätern. Es kommen Menschen, die andere Genozide überlebt haben, aus Ruanda und  native aus Amerika, z.B. Viele Menschen kommen auch, weil sie einen Ruf hören, aber nicht bewusst wissen warum. Der Platz scheint nach Präsenz und unserer Aufmerksamkeit zu rufen.

Die Dimensionen des Platzes und die Konfrontation mit dem was da geschah, ist überwältigend.

Es  übersteigt unser Vorstellungsvermögen und bringt uns deshalb in einen sehr verletzlichen, offenen Zustand.

Durch das Zusammensein und den Austausch mit Menschen aus verschiedensten Teilen der Welt und das tiefe Zuhören der verschiedensten Geschichten, entsteht eine grössere Sicht, die das Eigene übersteigt und so Verbundenheit erfahrbar wird.

Piet:  Kannst Du uns etwas über Deine erste Begegnungen und Eindrücke  mit Bernie Glassmann erzählen?

Barbara: Ich bin Bernie begegnet, während meines ersten Retreats in Auschwitz, das war 1999. Völlig überwältigt, weinend stand ich am Fenster des Museums  von Auschwitz 1.als sich Bernie neben mich stellte seine ruhige Präsenz half mir nicht zu flüchten vor dem was da war. Bernie ist ein wunderbarer Lehrer, ich bin tief dankbar, dass ich von ihm lernen durfte. Sein Leben lang hat er nach Möglichkeiten und Werkzeugen gesucht, Menschen zu ermöglichen aufzuwachen.

Piet: Kannst Du uns was erzählen über Dein Familienleben im Einklang mit Deiner Arbeit als „engagierte Buddhistin“?

Babara: Mein Mann Roland ist Arzt, wir haben fünf Kinder, die nun erwachsen sind und wir sind glückliche Grosseltern.

Für uns gehörte es zum Familienleben dazu das Patienten Tag und Nacht anriefen und manchmal vorbeikamen.

Und weist du Piet, eigentlich ist es einfach. Als Mutter ist mein Wunsch, dass alle Kinder glücklich sein sollen, wie meine eigenen. Meine Söhne brachten Schulfreunde nach Hause, die als Flüchtlinge in die Schweiz kamen, aus Sri Lanka und aus Kosovo. Sie hatten auch Freunde aus Familien mit alkoholabhängigen Eltern. Da uns allen nicht egal war, wie es ihnen ging, hörten wir ihren Geschichten zu dadurch entstanden Beziehungen und unsere natürliche Antwort war, diese Freunde in die Ferien mitzunehmen und sie an unseren Tisch einzuladen so oft es möglich war. Auch heute finden uns die Projekte, wir müssen sie nicht suchen. Für mich ist das auch nicht besonders buddhistisch. Wir antworten auf die Not von Menschen, weil wir Menschen sind.

Piet: Du bietest auch bei Euch zuhause die Gelegenheit an zu Euch zu kommen…Wie läuft das ab?

Barbara: Wir haben in unserem Haus einen Meditationsraum in dem wir seit Jahren Zazen anbieten und Achtsamkeitstage. Wir haben auch schon kleinere Retreats durchgeführt und seit vielen Jahren auch Wochenendstudien der Zen Peacemaker Kreise.

Wenn Leute von Auswärts kamen, konnten sich unsere Kinder eine kleine Taschengeldaufbesserung verdienen, wenn wir ihre Zimmer den Gästen anbieten konnten. Die Kinder waren es gewohnt, dass um sie herum meditiert und studiert wurde. Für mich als Mutter war es wichtig, dass ich zu Hause praktizieren konnte. Als die Kinder klein waren haben wir Eltern oft neben ihren Betten meditiert, sie liebten das, dann konnten sie gut einschlafen. Unser Hund mochte das auch, er legte sich immer gleich vor unsere Füsse.

Nun ist das Haus ruhiger geworden, aber es passiert doch noch öfters, dass ich mit Schülerinnen Gelübde studiere und plötzlich meine Enkelkinder mit ihren Eltern hereinschauen. Ich finde das wunderbar, es ist das ganze Leben.

Piet: Gab es auch Projekte zusammen mit deinem Mann?

Barbara: Ja sicher, wir praktizieren seit 24 Jahren zusammen, meistens gemeinsam.

Erst in den letzten Jahren machen wir Einiges getrennt, weil wir sonst nicht mehr allem gerecht werden. Seit wir beide Zen Lehrer sind mussten wir unsere Aufgaben verteilen, so können wir besser allem gerecht werden.

Trotzdem machen wir noch Vieles gemeinsam. Als Arzt konnte Roland in einigen Projekten spontan medizinische Hilfe anbieten, das war sehr wertvoll.

Er hat auch Zen Schüler und einen Meditationsraum in seiner Praxis. Da können die Patienten sich in die Stille begeben, vor der Konsultation oder auch nachher und dreimal in der Woche sitzt er in der Praxis Zazen.

Piet: Der Inspirator des Engagierten Buddhismus ist Bernie Glassman, der von Ursprung Amerikanischer Jude ist. Wie siehst Du die Rolle des Engagierte Buddhismus speziell für Deutschland? Was wäre Deine Vision?

Barbara: Das Ziel buddhistischer Praxis ist es zu erwachen. Buddha heisst der Erwachte. Zu was sollen wir erwachen? Zur Ganzheit des Lebens. Das heisst Wir werden vertraut mit Leben und Tod, mit den Tatsachen unserer Existenz. Wir kümmern uns um uns selbst und alles was uns umgibt. So wie es in unserer Möglichkeit ist. Wir lassen uns berühren und antworten.

Du stellst die Frage speziell für Deutschland; in der Arbeit mit deutschen Freunden wurde mir bewusst, wie sehr die kollektiven Geschichten von zwei Kriegen heute noch nachwirken.

Da braucht es viel Versöhnungsarbeit, wir müssen lernen um Verzeihung zu bitten, vor allem auch uns selbst zu verzeihen. Praxis heisst Freundschaft zu schliessen, mit mir selbst und allem Leben. Das Herz zu öffnen für alles was Heilung braucht. Dies gilt für uns alle nicht nur für die Deutschen.

Wenn sich unsere innere Weisheit offenbart werden wir feststellen, dass die universelle Weisheit mitschwingt und unsere Bewegung unterstützt.

Meine Vision ist ein Netzwerk von Menschen, die miteinander im Dialog sind, die voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen schöne Dinge zu tun, für sich selbst und für andere, für die Erde und alle Wesen. Die Sorge tragen zu allem was ist.

Piet: Liebe Barbara….vielen Dank.

 

Anmeldung und Information zum Kurs mit Barbara im Seminarhaus Engl vom 20.-24.11.2013:
www.seminarhaus-engl.de
Mail: info@seminarhaus-engl.de
Telefon: 08728-616

Next
Klang der Leerheit – Jukai Retreat